Gesundheitswesen 2009; 71(10): 610-616
DOI: 10.1055/s-0029-1239569
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ökonomische Aspekte der Prävention: Eine internationale Perspektive

Economic Aspects of Prevention: An International PerspectiveM. Suhrcke1
  • 1University of East Anglia (Norwich, UK), and Centre for Diet and Activity Research (CEDAR), Cambridge, UK
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Publication Date:
02 November 2009 (online)

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Zusammenfassung

Dieser Artikel beschäftigt sich mit einigen ökonomischen Aspekten der Primärprävention aus internationaler Perspektive. Zunächst relativieren wir zwei weit verbreitete „Weisheiten” zur Ökonomie der Prävention. Anschließend diskutieren wir zwei wesentliche Bestandteile eines ökonomischen Argumentes für (oder gegen) Prävention: Erstens die grundlegende, effizienzbasierte Rechtfertigung staatlichen Handelns in der Prävention; zweitens die gegenwärtige Evidenz zur Kosteneffektivität der Primärprävention. Es existiert einiges an viel versprechender Evidenz in dem Bereich, wenn auch weit mehr für die klinische Primärprävention als für die nicht-klinische (z. B. Gesundheitsförderung). Wir versuchen diesen relativen Mangel an Evidenz, der sich auch auf die reine Effektivitäts-Evidenz bezieht, zu erklären. Der Artikel schlussfolgert, dass aus ökonomischer Sicht eine staatliche Rolle nicht nur in der Prävention in einigen Fällen geboten ist, sondern dass dies insbesondere im Bereich der Förderung von nicht-klinischer Primärpräventions-Forschung der Fall ist.

Abstract

This article provides an overview of selected economic aspects of primary prevention, from an international perspective. It starts by qualifying two widely held myths about the economics of prevention. It then discusses two core components of the economic argument for (or against) prevention: first, this involves providing a very basic, efficiency-based rationale for a role of government in prevention; second, we review the existing evidence on the cost-effectiveness of primary prevention. While a fair amount of encouraging evidence exists, there has definitely been far more cost-effectiveness research on clinical than on non-clinical primary prevention (e. g., health promotion). The article seeks to explain this comparative shortage, which carries over to pure effectiveness research on prevention. It concludes by arguing the economic case for a role of government not only in prevention but also, and even more so, in research on non-clinical prevention.

Literatur

1 Sieben führende Risikofaktoren – Bluthochdruck, Tabak, Alkohol, hohes Cholesterin, Übergewicht, niedrige Aufnahme von Früchten und Gemüse als auch Mangel an Bewegung – sind für fast 60% der gesamten Krankheitslast in Europa verantwortlich. Der wichtigste Risikofaktor für Mortalität ist Bluthochdruck so wie für Morbidität Tabakkonsum. Alkohol hingegen ist verantwortlich für den größten Anteil von Krankheit und Sterblichkeit unter Jugendlichen in Europa [23].

2 In der Medizin wird Prävention im allgemeinen als eine Intervention zur Reduktion der Krankheitslast betrachtet. Im besonderen wird Primär-Prävention von sekundärer und tertiärer Prävention unterschieden. Während die Letzteren darauf abzielen, das Fortschreiten einer bereits bestehenden Erkrankung zu verlangsamen und deren Verlauf abzumildern, ist das Ziel von Primärprävention das Auftreten der Erkrankung im Vorhinein zu verhindern. Gesundheitsförderung ist ein Teilaspekt der Primärprävention, welcher eher die Populationsebene angreift anstatt auf der Individualebene anzusetzen. Dies beinhaltet Maßnahmen zur Beeinflussung sozioökonomischer Verhältnisse und Interventionen, die die Menschen dazu befähigen soll einem gesundheitsfördernden Verhalten nachgehen zu können.

3 Das Ergebnis hoher Gesundheitsausgaben für Übergewichtige (und dem daraus ableitbaren finanziellen Nutzen aus der Senkung der Prävalenz) liegt vorwiegend darin begründet, dass das Management der Folgen und Komorbiditäten von Übergewicht hohe Gesundheitskosten verursacht, die – anders als im Falle des Takakonsums – nicht so stark durch den kostenreduzierenden Effekt einer kürzeren Lebenserwartung „kompensiert” werden.

4 Siehe z. B. [1] [5] [8] [11] [14] [16] [17] [23] [26] [31] [34].

5 http://www.bmbf.de/de/1236.php

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. M. Suhrcke

University of East Anglia Norwich, UK).

and Centre for Diet and Activity

Research (CEDAR)

Cambridge, UK

Email: m.suhrcke@uea.ac.uk